Italien holt vierten WM-Titel
Die 'Squadra Azzurra' besiegte Frankreich nach einem dramatischen Spiel im Elfmeterschießen. Zidane wurde bei der 'Equipe Tricolore' zur tragischen Figur.
In einem emotionsgeladenen Finale im Olympiastadion in Berlin siegte die 'Squadra Azzurra' gegen Frankreich mit 5:3 im Elfmeterschießen und stürzte die Tifosi mit dem vierten Titelgewinn nach 1934, 1938 und 1982 in Freudentaumel. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.
Entscheidung durch Grosso
Im zweiten Elfmeterschießen der WM-Finalgeschichte avancierte Fabio Grosso vor 69.000 Zuschauern im Stadion und weltweit über einer Milliarde Menschen vor den Fernsehgeräten zum gefeierten Helden, als er den enscheidenden Elfmeter gegen Fabien Barthez verwandelte.
Zuvor hatte der eingewechselte David Trezeguet für Frankreich nur die Latte getroffen. 1994 hatte Italien im Finale noch das Elfmeterschießen gegen Brasilien verloren.
Zidane sieht Rot
Frankreichs Superstar Zinedine Zidane erlebte derweil die wohl schwärzeste Stunde seiner Karriere.
'Zizou' sah im 108. und letzten Länderspiel seiner Karriere in der 110. Minute nach einem Kopfstoß gegen Marco Materazzi die Rote Karte.
Zidane selbst hatte die 'Equipe Tricolore' in der siebten Minute in Führung geschossen, Materazzi in der 19. Minute für den Ausgleich gesorgt.
Cannavaro stemmt Pokal
Die Tifosi in der Berliner Arena gerieten völlig aus dem Häuschen, als Kapitän Fabio Cannavaro den 6,1 Kilogramm schweren goldenen Pokal in den Abendhimmel reckte und Staatpräsident Giorgio Napolitano begeistert und voller Stolz die Freudentänze seiner Landsleute auf dem Rasen verfolgte.
Der Titel wurde den Profis mit einer Prämie von 250.000 Euro versüßt.
Stimmungsvolle Abschlussfeier
Rund sieben Stunden nach dem Triumphzug des WM-Dritten Deutschland am Brandenburger Tor hatte vor dem Anpfiff unter anderem der kolumbianische Pop-Star Shakira bei der kurzen, aber stimmungsvollen Abschlussfeier im Berliner Olympiastadion auf das Finale eingestimmt.
Auf der Tribüne erlebte die zahlreiche hochkarätige Prominenz aus Sport, Show und Politik, darunter auch Frankreichs Staatsoberhaupt Jacques Chirac sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan, eine turbulente Anfangsphase.
Henry früh am Boden
Bereits nach 30 Sekunden blieb der französische Torjäger Thierry Henry nach einem Zusammenprall mit Italiens Kapitän Fabio Cannavaro benommen auf dem Rasen liegen.
Nach drei Minuten intensiver Behandlung, Hoffen und Bangen, kehrte der England-Legionär von Arsenal London auf das Feld zurück.
Zidane verwandelt Elfmeter
Wenig später setzte der 28 Jahre alte Stürmerstar Mittefeldspieler Florent Malouda in Szene, der von Materazzi im Strafraum zu Fall gebracht wurde.
Schiedsrichter Elizondo war sich seiner Entscheidung sicher und zeigte ohne zu zögern auf den Elfmeterpunkt.
Zidane verwandelte mit einem gefühlvollen Schlenzer, bei dem der Ball von der Latte hinter die Torlinie sprang, mit seinem 31. Länderspieltor zur frühem Führung.
Zidane schreibt Geschichte, Buffon nicht
'Zizou' traf damit als vierter Spieler nach den Brasilianern Vava und Pele sowie Paul Breitner in zwei WM-Finals ins Tor.
Italiens Keeper Gianluigi Buffon kassierte nach 459 Minuten den zweiten Gegentreffer im Turnier und verpasste den Rekord seines Landsmannes Walter Zenga, der vor 16 Jahren 517 Minuten unbezwungen geblieben war.
Ausgleich durch Materazzi
In der Folge sah der Keeper seine Mannschaft sichtlich geschockt, aber dennoch bereits in der 19. Minute den Ausgleichstreffer ausgerechnet durch 'Sündenbock' Materazzi.
Der Abwehrspieler von Inter Mailand wuchtete den Ball nach einem Eckball von Andrea Pirlo per Kopf aus etwa sieben Metern ins französische Gehäuse.
Offener Schlagabtausch
In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, weil Italien nach dem Ausgleichstreffer Rhythmus und Ordnung wiederfand.
Beide Trainer hatten die Anfangsformationen der jeweiligen Halbfinals aufs Feld geschickt. Dennoch zeigte die ansonsten harmonisch agierende Defensive der Franzosen in der ersten Halbzeit vor allem bei Standardsituationen ungewohnte Unsicherheiten.
In der 35. Minute bot sich den Italienern die nächste hochkarätige Chance, als Torjäger Luca Toni im letzten Moment von Franreichs Rekordnationalspieler Lilian Thuram am erfolgreichen Torschuss gehindert wurde und wenige Sekunden später mit einem Kopfball nur die Latte traf.
Frankreich in Hälfte zwei überlegen
Nach dem Wechsel zeigten die Franzosen die klareren Aktionen in der Offensive. Ständiger Unruheherd war Henry im Zusammenspiel mit Zidane.
Doch es fehlte in letzter Konsequenz am erfolgreichen Abschluss. Die Italiener reagierten nach einer Stunde auf die Abwehrschwächen und Lücken im defensiven Mittelfeld und brachten den zuvor wegen 'Rot' gesperrten Daniele De Rossi für den schwachen Simone Perrotta.
Pech hatte Luca Toni, dessen Kopfballtreffer nach 62 Minuten wegen einer Abseitsposition nicht anerkannt wurde.
Gute Chancen für Frankreich
In der Verlängerung ging das zähe Ringen zwischen beiden Teams weiter. Die erste Chance vergab Franck Ribery, der in der 99. Minutedas italienische Tor mit einem Flachschuss nur knapp verpasste.
In der 104. Minute parierte Buffon einen Zidane-Kopfball glänzend.
Grosso und Buffon überragend
Beste Spieler der Italiener waren Abwehrspieler Fabio Grosso, Torschütze beim 2:0 im Halbfinale am vergangenen Dienstag gegen Deutschland, sowie Torhüter Buffon.
Neben Henry vermochte bei den Franzosen bis zu seinem verletzungsbdingten Ausscheiden Patrick Vieira in der 56. Minute zu gefallen.